Leben im Denkmal

Herrschaftlich thront die Villa Schmits über Elberfeld. Der Tuchfabrikant Julius Adolf Schmits ließ sie 1882 erbauen, sein Sohn Julius fügte 1906 den Wintergarten hinzu. Seit 1954 residiert die private Herder-Schule in dem prunkvollen Gebäude, das sie in den Anfangsjahren noch mit Schmits Witwe Ida teilte. Tausende eilende Kinderfüße konnten dem ehrwürdigen Eichenparkett nichts anhaben. „Das Material ist so solide, dass nur Verschleiß anfällt“, sagt Schulleiter Dirk Norpoth über das Haus.

Im ehemaligen Herrenzimmer stehen jetzt Schulbücher in den alten Eichenholz-Vitrinen. Über dem handgeschnitzten Kamin hängen bunte Plakate mit Kinderhandschrift. Der Klassenraum führt direkt in den Wintergarten. „Hier ließ sich die Fensteranlage früher per Kurbel komplett in den Boden versenken“, erklärt Norpoth. Die Oberstufe lernt im „Autostall“ Edle Marmorsäulen und Mosaike sowie ein buntes gläsernes Oberlicht verströmen Jugendstil- Charme. Zu sehen sind aus dem Fenster allerdings hauptsächlich parkende Autos. Im Empfangs-Salon der Schmits essen die Herder-Schüler nun zu Mittag. Der Marmor-Brunnen wirkt neben den schlichten Ess-Tischen und der Theke wie ein verlorenes Relikt alter Zeiten. Die Teeküche wurde in der früheren Gästetoilette untergebracht.

Im oberen Stockwerk residiert der Direktor neben weiteren Klassenräumen. Besonders sehenswert ist der Waschraum mit den alten Möwen-Kacheln. Noch weiter oben verschwinden die Holzvertäfelungen. Hier hatte die Familie ihre Schlafzimmer. Abermals führt eine Treppe nach oben. Im Fachwerk-Obergeschoss unter dem Dach wurden Wände entfernt, um Klassenräume zu schaffen. Dort wohnten die Dienstmädchen. In diesen Klassenzimmern erinnert wenig an das Alter der Villa. Die Oberstufe lernt im „Autostall“ direkt an der Luisenstraße. „Julius Schmits hatte damals in Elberfeld als erster ein Auto“, erzählt Dirk Nor poth. Das Tor sei bei der Stadt Wuppertal eingelagert. Wo das Automobil in die Werkstatt gefahren wurde, lässt jetzt eine breite Glasfläche Licht ins Zimmer. Direkt daneben sind noch die Haken des Pferdestalls zu sehen. Darüber lebte früher der Chauffeur. Heute steht ein Kaffeeautomat im Flur. Sogar einen Tresor gibt es in der Villa, im heutigen Computerraum. Denn nach dem Bombenangriff 1943 diente das Gebäude vorübergehend als Schalterraum des Bankhauses Von der Heydt. Die Hausherrin Ida Schmits war die Schwester von Selma von der Heydt. In den 1950er Jahren erwarb dann die Herder-Schule das Gebäude.

Hier finden Sie den Originalartikel aus der WZ.

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