Radio Wuppertal: Wie gut funktioniert das digitale Lernen?

Ein Selbstversuch:

Der Distanzunterricht während Corona stellt für Schüler, Lehrer und Eltern eine Belastungsprobe dar. Um diese zu meistern, setzen einige auf videogestützten Unterricht. Ob das funktioniert? Unser Redakteur hat den Selbstversuch an der Herder-Schule Wuppertal gewagt.

Gestresste Lehrer, überforderte Eltern und abgehängte Kinder – während Corona stellt der Distanzunterricht für viele öffentliche Schulen eine enorme Herausforderung dar. Hierbei zeigt sich, dass viele Schulen jedoch ein funktionierendes Konzept für das digitale Lernen entwickelt haben. Eine davon ist die 1872 gegründete Herder-Schule in Wuppertal. Sie garantiert stabile digitale Lernplattformen und es soll keinen Unterrichtsausfall geben. Doch wie verlässlich sind solche Aussagen? Es ist Zeit für einen Selbstversuch. Ich, 32-jähriger Redakteur aus Remscheid, werde mir Englisch, Mathe und Physik in den digitalen Klassenzimmern der Wuppertaler Privatschule ansehen. Ob die Inhalte mich, der ich immer mit Mathe und Co. auf Kriegsfuß gestanden habe, überzeugen können?

Dienstagmorgen, 9.32 Uhr. Ich betrete den digitalen Klassenraum von Englischlehrerin Frau Freund und erhalte den freundlichen Hinweis, dass ich eigentlich zu spät sei. Wie ich später noch erfahren soll, werden Fehlzeiten und Verspätungen im digitalen Klassenbuch eingetragen. Das gilt übrigens auch für Hausaufgaben. Wer also dachte, Digitalunterricht biete den Schülern die Möglichkeit, sich immer wieder mit anderen Dingen zu beschäftigen, irrt. Die Herder-Schule achtet auf regelmäßige und rege Teilnahme. Dass die Schüler dafür vor der Webcam zu sehen sind, trägt seinen Teil dazu bei, dass der virtuelle Klassenraum sich recht real anfühlt.

Die Stunde beginnt damit, dass sich die Sechstklässler gegenseitig einen guten Morgen wünschen und fragen, wie es ihnen geht. Sie sprechen für ihr Alter gutes, flüssiges Englisch und gemeinsam mit einer stabilen Bildübertragungsrate entwickelt sich schnell das Gefühl einer intakten Klassengemeinschaft. Hierbei fällt mir besonders Emilia mit ihrem hervorragenden Englisch auf. Die 12-Jährige wechselte erst im Oktober 2020 zur Herder-Schule.Was sie dazu veranlasst hat, lesen Sie hier. Nette Gespräche mit flüssigem Englisch am Morgen, statt drögem Vokabelpauken – ich bin begeistert. Begeisternd geht es auch weiter, als Frau Freund eine englische Geschichte aus dem Unterrichtsbuch vorliest, das der Klasse zu Hause ebenfalls vorliegt. Die Schüler hängen ihr gespannt an den Lippen. Ihre Aufgabe lautet währenddessen: Unterstreicht Wörter, die ihr nicht kennt.

9.55 Uhr, ich muss schon weiter zu Mathematik bei Herrn Broehenhorst. Dafür reicht ein Klick und schon bin ich im passenden virtuellen Klassenzimmer. Der Lehrer bespricht mit seinen Achtklässlern Aufgaben zur Oberflächenberechnung von Körpern, die er ihnen zur Bearbeitung im digitalen Klassenbuch hinterlegt hatte. Die verschiedenen Aufgaben werden detailliert besprochen und die Schüler können jederzeit Rückfragen stellen.

Weiter geht es per Klick zu Physik mit Herrn Fentroß. Es ist inzwischen 10.30 Uhr und damit hat die letzte Stunde vor der Mittagspause begonnen. Um die Aufmerksamkeit seiner 9. Klasse für das Thema „Gleichmäßig beschleunigte Objekte“ zu gewinnen, hat sich der Lehrer etwas einfallen lassen. Zunächst zeigt er seinen Schülern Rennvideos zum großen Preis von Monaco. Sie demonstrieren, welche spannenden realen Situationen sich physikalisch beschreiben und berechnen lassen. Danach geht es von der Rennstrecke hin zu einem Diagramm. Dessen Achsen zeigen Zeit und Geschwindigkeit, aus denen sich die Beschleunigung errechnen lässt. Nachdem alle Schüler das Grundprinzip verstanden haben, lässt Herr Fentroß sie noch einige Aufgaben in Gruppenarbeit lösen. Dafür erstellt er separate digitale Räume. Ja, auch Gruppenarbeit kann Teil des Digitalunterrichts sein.

Fazit: Zwar ist Digitalunterricht auf lange Sicht kein Ersatz für Präsenzunterricht, aber er stellt eine echte Alternative dar. Auf diese Weise lässt sich vermeiden, dass Schüler wertvolle Unterrichtsinhalte versäumen, die sie für ihre schulische Entwicklung benötigen. Voraussetzung hierfür sind jedoch eine stabile Digitalplattform, technik-affine sowie kreative und engagierte Lehrer und eine Schule, die flexibel auf die sich ändernden Anforderungen während Corona reagieren kann. Die Herder-Schule erfüllt all diese Voraussetzungen.

Selbstversuch: Wie gut funktioniert das digitale Lernen? – Radio Wuppertal

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